Legal Complexity and Justice
Während das Recht seit langem ein wichtiger Mechanismus zur Vermittlung zwischenmenschlicher Beziehungen und zur Schlichtung von Interessenkonflikten ist, stellt die zunehmende Komplexität unserer globalisierten Welt die bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen sowohl innerhalb der Nationen als auch auf globaler Ebene in Frage. Viele Konflikte betreffen mehrere Rechtsordnungen und können daher nicht ohne ein tiefes Verständnis der sozio-rechtlichen Realitäten und die Berücksichtigung einer Vielzahl verbindlicher Rechtsinstrumente gelöst werden. Die traditionelle juristische Ausbildung bereitet Juristen oft nicht angemessen darauf vor, die Komplexität der globalen Vielfalt und ihrer situativen Erscheinungsformen zu bewältigen. Um diese Probleme wirksam angehen zu können, brauchen wir einen kontextbezogenen Ansatz, der die empirische Komplexität nicht nur als nebensächliches Problem behandelt, sondern vielmehr als Grundlage für die Suche nach rechtlichen Lösungen und die Entwicklung eines besseren Verständnisses der Funktionsweise des Rechts in der Praxis.
Unsere Forschung bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Ethnologie und Recht, wobei wir etnologischen Methoden und Perspektiven bei der Analyse von Fallstudien und Rechtspraktiken anwenden, um zu verstehen, was sie uns über die Prozesse und Strategien der Rechtsverfolgung sagen können. Indem wir das Recht im Kontext studieren, gewinnen wir Erkenntnisse darüber, wie Menschen mit Komplexität umgehen und Konflikte schlichten. Gleichzeitig achten wir auf die kritische Rolle des Rechts als Institution, die mächtige Instrumente zur Verfügung stellt, um wichtige Anliegen anzugehen und normative Rahmen zu schaffen. Ein wichtiger Aspekt unserer Forschung ist die Vermittlung der Ergebnisse über die akademische Welt hinaus an Rechtspraktiker und politische Entscheidungsträger. Potenzielle Forschungsbereiche umfassen die rechtliche Verantwortlichkeit für irreversible Umweltschäden, die normativen Auswirkungen der grenzüberschreitenden Mobilität, den Schutz der Rechte schutzbedürftiger Personen, die Schlichtung von Ansprüchen auf knappe Ressourcen und die Frage, wie Digitalisierung und KI das rechtliche Denken beeinflussen. Die Behandlung dieser Themen erfordert die Berücksichtigung mehrerer Perspektiven und die Vermittlung zwischen verschiedenen Normen und Interessen. Dabei wird anerkannt, dass wirksame Lösungen für komplexe Herausforderungen neben der Rechtslehre auch zusätzliche Ansätze erfordern können.