Political Potentials
Angesichts der kumulativen Krisen, mit denen die Gesellschaft heute konfrontiert ist, spielen Politik und Governance eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der Gegenwart und der Bewältigung einer ungewissen Zukunft. Allerdings erweist sich kollektives Handeln, sei es auf globaler oder lokaler Ebene, oft als schwierig, da sich Einzelne und Gruppen nur schwer darauf einigen können, was als dringende Probleme zu betrachten ist und wie sie wirksam angegangen werden können. Darüber hinaus werden sich die Menschen zunehmend der Grenzen unseres Verständnisses und der Art und Weise bewusst, wie das Leben auf der Erde von unzähligen Verflechtungen abhängt und geformt wird, so dass die Probleme weniger überschaubar und kollektive Maßnahmen unmöglich zu koordinieren scheinen. Diese Probleme sind in Technologien, Systeme und Beziehungen eingebettet, die sich über lange Zeiträume hinweg entwickelt haben und ihre Schatten bis in die Gegenwart werfen. Unser Ziel ist es, diese Prozesse zu verstehen, und zwar sowohl als empirisches Forschungsgebiet als auch als ein Bereich, der zunehmend evidenzbasierte Interventionen und Betreuung erfordert.
Unsere von der politischen Anthropologie inspirierte Forschung untersucht die Verbindung zwischen dem Gefühl der Krise und den alltäglichen Kämpfen um Lösungen. Wir untersuchen die Auseinandersetzungen, die die globale Vielfalt organisieren, indem wir untersuchen, wie Menschen Komplexität erleben und verstehen und wie sie mit Pluralität umgehen und sie managen. Dabei geht es auch um kritische Fragen zu Ressourcen, Gerechtigkeit und den Ergebnissen wissenschaftlicher Revolutionen, die die Umwelt verändern oder andere Lebensformen bedrohen. In konzeptioneller Hinsicht heben wir die zentralen Spannungen hervor, die politische Formen und Arrangements prägen, da Individuen individuelle und kollektive Interessen ausbalancieren, während sie sich Sicherheit, Freiheit und Wohlstand wünschen, aber auch Bedrohungen wie Umweltzerstörung und Ressourcenknappheit fürchten. Wir zeichnen diese Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf das Überleben auf einem bedrohten Planeten nach. Historische Studien ergänzen die Untersuchung zeitgenössischer Dynamiken, indem sie Aufschluss darüber geben, wie Menschen die Vergangenheit nutzen, um ihre aktuellen politischen Aktivitäten zu gestalten. Wir untersuchen auch, wie Menschen in der Vergangenheit Krisen wahrgenommen und bewältigt haben, und zeigen die Auswirkungen historischer Entwicklungen auf gewohnheitsmäßige Orientierungen, zukünftige Wege und etablierte Wissenssysteme auf. Bei der Untersuchung globaler Komplexität verbinden wir Überlegungen zum historischen Werden mit einer Untersuchung der skalaren Expansion und Kontraktion und analysieren, wie Räume politischen Handelns durch konkurrierende Visionen von Globalität beeinflusst werden und wie aus realen Begegnungen neue politische Potenziale entstehen. Darüber hinaus untersuchen wir, wie sich Urteile darüber, welche Interventionen angemessen sind, ändern, wenn Menschen mit den kumulativen Folgen menschlicher Aktivitäten konfrontiert werden.